Sehr gut erinnere ich mich an den Freitag im März 2020, als es vormittags gegen 11:00 Uhr plötzlich hieß: Ab Montag gibt es einen Shutdown. Obwohl irgendwie erwartet, kam alles doch schneller als gedacht und innerhalb der nächsten zwei Stunden rüsteten wir alle unsere Mitarbeiter mit Passierscheinen aus. Es wusste ja keiner, ob man ohne überhaupt zur Arbeit fahren kann.
In dieser von großer Unsicherheit geprägten Zeit hat die Politik schnell Maßnahmen getroffen und diese bildeten einen guten ersten Rahmen. Allerdings habe ich das wirtschaftspolitische Nachjustieren vermisst, seit klar wurde, dass die erste Corona-Welle Deutschland weniger hart trifft und wir noch lange Zeit mit dem Virus würden leben müssen.
Das Kurzarbeitergeld beispielsweise ist ein hervorragendes, sinnvolles Instrument. Es ist immer dann absolut richtig, wenn ein Unternehmen über eine kurze, überschaubare Zeitdauer existenziell gefährdet ist und nur dadurch Arbeitsplätze auf Dauer gesichert werden können.
Wenig Verständnis habe ich jedoch, wenn sich eine ohnehin wacklige Firmensituation durch solche Zahlungen länger als nötig hinzieht. Und noch weniger Verständnis habe ich, wenn insbesondere Industriebetriebe in dieser Krisensituation sogar die Mitarbeiter aus Forschung und Entwicklung in Kurzarbeit senden: Woher soll eine positive Zukunft dann kommen? Das Kurzarbeitergeld bis Ende 2021 zu verlängern, ist angesichts der derzeitigen Situation sportlich lange: Hier wäre es besser gewesen, mehr auf Sicht zu fahren.
Dabei will ich die wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona nicht kleinreden, im Gegenteil: Wir stecken mitten in der größten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderung der letzten Jahrzehnte. In dieser Situation aber mit immer neuen Wohltaten das Bild zu vermitteln, so eine Krise könne ohne merkliche Einschnitte für jeden Einzelnen ablaufen, ist grundfalsch. Das Gegenteil ist richtig: Niemand wird verschont, wir alle sind gefordert, müssen mehr leisten und uns umorientieren, ohne reflexartig nach Kompensation durch den Staat zu rufen.
Deshalb hat mir die von der Politik verbreitete Stimmung missfallen, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter bedenkenlos nach Hause schicken und Kurzarbeit beantragen können – gewissermaßen eine Absolution zum Nichtstun in der Corona-Hängematte. Wen wundern bei dieser Vollkasko-Mentalität der fehlende Wille, kluge Lösungen zu entwickeln, und der Mangel an ernsthaften Bemühungen, um das Beste aus der Situation zu machen?
Alle Unzulänglichkeiten wurden schnell mit Corona entschuldigt: Anfragen wurden nicht beantwortet, Angebote kamen nicht, öffentliche Einrichtungen wie Bibliotheken waren kürzer statt länger geöffnet – irgendwie alles unlogisch, wenn man mal in Ruhe darüber nachdenkt. Mit den Ausreden muss nun Schluss sein – wir müssen jetzt endlich raus aus dem Corona-Koma!
In der Industrie hatten wir glücklicherweise ausreichend Freiheitsgrade, um unsere Prozesse in der Corona-Hochphase kreativ so umzuorganisieren, dass wir die ganze Zeit über voll produktionsfähig waren. Das Gros der Betriebe hat von Anfang an und bis heute bewiesen, dass Produktion und Infektionsschutz Hand in Hand gehen können. Für diese Freiheitsgrade bin ich dankbar – jedoch hätte ich sie mir viel schneller für andere Branchen wie den Einzelhandel oder den Kulturbetrieb gewünscht, immer mit der Ansage: Achtet auf Abstand, Hygiene und Masken, aber findet individuell passende Lösungen und macht weiter.
Je länger Corona uns begleitet, desto mehr brauchen wir daher Menschen, die engagiert im neuen Normal weiterarbeiten. Und wir brauchen Unternehmen mit kreativen Ideen und Produkten. Denn angesichts der finanziellen Dämme, die nach einem Überbietungswettbewerb an sozialen Wohltaten gebrochen sind, als gäbe es kein Morgen, benötigen wir jeden Euro aus Lohn- und Unternehmenssteuern dringend.
Anstatt panisch nur auf Infektionszahlen zu schauen und neue Einschränkungen zu diskutieren, ist meine Haltung: Es ist ernst, es trifft uns alle und es verlangt uns viel ab – aber wenn wir alle mit anpacken und clevere Lösungen finden, dann meistern wir auch diese Krise.
DELO ist ein führender Hersteller von Hightech-Klebstoffen und anderen multifunktionalen Materialien sowie dazugehörigen Dosier- und Aushärtungsgeräten. Die Produkte des Unternehmens werden vor allem in der Automobil-, Unterhaltungs- und Industrieelektronik eingesetzt. Sie befinden sich in fast jedem Handy und jedem zweiten Auto weltweit, zum Beispiel in Kameras, Lautsprechern, Elektromotoren oder Sensoren. Zu den Kunden zählen unter anderem Bosch, Daimler, Huawei, Osram, Siemens und Sony. Der Hauptsitz von DELO ist in Windach bei München, daneben gibt es Tochterunternehmen in den USA, China, Singapur und Japan sowie Repräsentanzen und Vertretungen in zahlreichen weiteren Ländern. Das Unternehmen beschäftigt 800 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Umsatz von 163 Millionen Euro.