Syrien, Libyen, Jemen, Ukraine, Sudan, Nordkorea – Krisenherde in der Gegenwart; das führt unweigerlich zu den Flüchtlingsströmen unserer Zeit. Leider ist es schwierig für Deutschland, diese Krisenherde zu stabilisieren. Hier sind die Großmächte USA und Russland gefragt sowie Staaten wie Saudi-Arabien, Katar, Iran und die Türkei.
Nach der Wahl des Präsidialsystems von Recep Tayyip Erdogan in der Türkei (mit einer knappen Mehrheit) und der Wahl von Donald Trump zum neuen Präsidenten der USA ist es nicht einfacher geworden. Meines Erachtens begann diese Krise mit dem Krieg im Irak, wo man fälschlicherweise die Produktion von Giftgasanlagen vermutete. Staaten wie Libyen, Irak und Syrien sind noch nicht demokratisch zu führen, diese Staaten brauchen noch längere Zeit, um eine Demokratie einzuführen.
Auch habe ich das Gefühl, dass man aus der Vergangenheit nicht lernt. Saddam Hussein sowie Muammar al-Gaddafi zu entfernen hat zu einem Chaos geführt. Das Gleiche macht man in Syrien, wenn man versucht, Baschar al-Assad jetzt zu entmachten – das Chaos wäre perfekt, eine zerstrittene Opposition mit zehn Gruppen plus dem Islamischen Staat (IS).
Ich glaube, dass man nun zuerst den IS mit aller Macht bekämpfen muss! Es sind Bilder, die einen normalen Menschen erschüttern, wenn man sieht, wie Leute durch den IS abgeschlachtet werden. Dann gibt es noch den Machtkampf zwischen den Schiiten und den Sunniten sowie zwischen den Moslems, den Christen und den Juden. Gefährlich dabei ist, dass gerade Jugendliche zu extremen Islamisten ausgebildet werden und in den Kampf ziehen.
Hier glaube ich, dass wir rigoros die Freiheit verteidigen müssen, wenn wir die Überfälle wie zum Beispiel in Paris und Berlin betrachten. Die andere Frage bleibt: Wie können wir die Flüchtlingsströme eindämmen und dafür sorgen, dass die Flüchtlinge aus Afrika in ihrem Land bleiben?
Das wird nur möglich sein, wenn wir dafür sorgen: Zum Beispiel durch den Bau von Schulen, und dass die Entwicklungshilfe dahingehend eingesetzt wird, dass deutsche oder generell europäische Firmen die Aufträge erhalten, und personell 60 Prozent afrikanische Einheimische beim Bau eingesetzt werden. Falsch ist, wenn das Muster von China verwendet wird, nämlich 30 Jahre zinsfrei zu finanzieren, und dass dann chinesische Firmen mit chinesischen Arbeitern die Arbeit in Afrika ausführen.
Momentan glauben wir, dass die Freihandelszone nur mit China machbar ist. Leider scheint das eine Einbahnstraße zu sein von China aus nach Europa und nicht umgekehrt. Donald Trumps Slogan ist „America First“, seine Ziele sind, den Handelsbilanzüberschuss abzubauen, eine Mauer zu Mexiko zu errichten und auf die vielen Billigarbeiter zu verzichten. Erst wenn die Preise der Autos steigen, wird der Amerikaner sensibel und wird sich ernsthaft Gedanken darüber machen, ob diese Politik richtig ist. Mit Obamacare hat Trump bislang allenfalls einen Teilerfolg im Repräsentantenhaus errungen, die Entscheidung des Senats steht noch aus. Der Senat und das Repräsentantenhaus sind eben nicht per Dekret zur Stimmabgabe zu verdonnern.
Wie soll man sich als Familienunternehmer in einer solch brisanten Welt verhalten?
Ich glaube, Ruhe zu bewahren ist das oberste Gebot der Stunde. Ein Sprichwort besagt zu Recht: „Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Amerika unter Donald Trump wird seinen eisernen Kurs „America First“ nicht durchhalten und früher oder später zur Vernunft kommen – die Vernunft scheint sich langsam durchzusetzen.
Zuallererst müssen wir uns wünschen, dass der Krisenherd Syrien durch die Großmächte entschärft wird und dass Frieden einkehren kann. Dass der Freihandel wieder zur Grundordnung wird. Dass wir hoffen können, dass die Ukraine die Kämpfe einstellt und die Sanktionen gegen Russland abgebaut werden. Wer glaubt, dass die Krim wieder der Ukraine angegliedert wird, muss sich das aus dem Kopf schlagen. Die Leidtragenden waren die Landwirte, die, bedingt durch die Sanktionen, keine Milch und Äpfel mehr nach Russland verkaufen durften. Mittlerweile hat Russland unter Druck die eigene Landwirtschaft aufgebaut. Bei der EU hoffe ich, dass sie sich nach dem Brexit endlich runderneuert und nicht weiter so dahinwirtschaftet. In Deutschland brauchen wir eine Agenda 2030 oder 2040, damit wir eine Perspektive aufzeichnen, so wie es China jetzt mit „One Belt one Road“ macht.
Gestatten Sie mir noch einen kurzen Blick nach Südamerika zu werfen. Ich bin überzeugt, dass der Kontinent für uns alle interessant ist – mit Ausnahme von Venezuela. Es werden sich in Argentinien, Chile, Peru, Ecuador, Kolumbien, Bolivien, Panama, Costa Rica und Mexiko neue Märke auftun und auch Brasilien wird in zwei bis drei Jahren wieder einen Markt für uns darstellen. Deshalb sollten wir optimistisch in die Zukunft schauen und positiv die Chancen nutzen, die sich ergeben, auch in Ländern wie Malaysia, Singapur, Vietnam, Indonesien, Indien oder auf dem afrikanischen Kontinent.
Im Ausland bedeutet „Made in Germany“ nach wie vor weit mehr, als wir uns vorstellen können.
Mit dem vollständigen Sortiment an maschineller Tunnelvortriebstechnik, zugehörigem Equipment sowie Services ist Herrenknecht rund um den Globus marktführend. Weltweit beschäftigt das unabhängige Familienunternehmen mehr als 5.000 Mitarbeiter. Darunter sind rund 180 Auszubildende. Zusammen mit seinen 76 Tochter- und geschäftsnahen Beteiligungsgesellschaften im In- und Ausland setzte Herrenknecht 2015 insgesamt 1,29 Milliarden Euro um.