02/01/2017
Thomas Fischer

Bürokratie und Protektionismus bremsen die Wirtschaft – aber wir werden damit umgehen

„Britischer EU-Austritt stürzt Europa in die Krise.“ „Trump droht deutschen Autobauern mit Strafzöllen.“ Ist die europäische Wirtschaft in Gefahr? Zweifelsohne sind die anhaltende Uneinigkeit über die Zukunft der Europäischen Union und der aufkommende Protektionismus Grund zur Sorge für Unternehmen. Die europäische Integration und offene Grenzen haben über Jahrzehnte zu wirtschaftlichem Wachstum, Wohlstand und Frieden in Europa geführt. Wir sollten jedoch nicht in Panik verfallen. Erfolgreiche Unternehmen orientieren sich an den langfristigen Rahmenbedingungen ihres Geschäfts und nicht an vorübergehenden politischen Stimmungen. Darüber hinaus stellt uns der technologische Fortschritt vor noch ganz andere Herausforderungen.

Mit der Digitalisierung befinden wir uns mitten in einer Zeitenwende. Die USA haben sich bereits stark positioniert, denken wir nur an die Googles, Apples und Facebooks dieser Welt. Im Bereich Industrie 4.0 mit ihren smarten Fabriken steht Deutschland derzeit noch besser da. Das wahre Potenzial liegt jedoch in Asien. Am Beispiel Singapur sehen wir, wie schnell auch eine kleine Nation durch eine fortschrittliche Infrastruktur, Streben nach Innovation und hohe unternehmerische Leistungsbereitschaft in die Spitzengruppe der Digitalisierung aufsteigen kann. Zweifelsohne ist Europa in einer anderen Ausgangslage. Wir haben ältere, gewachsene Strukturen, und es ist immer eine Herausforderung, Bestehendes zu verändern oder – im Sinne Joseph Schumpeters – schöpferisch zu zerstören. Was müssen wir tun, um uns für die Digitalisierung richtig aufzustellen? Wir müssen schneller werden, wir brauchen eine mutige Kultur und Offenheit für Neues.

Schnelligkeit benötigt moderne Infrastruktur. Gerade als Vertreter eines klassischen Industrieunternehmens bin ich mir bewusst, dass wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen dürfen. MANN+HUMMEL hat in seiner Unternehmensgeschichte immer auf Innovationen gesetzt, um an der Spitze der Filtrationstechnik zu stehen. Doch um die Chancen neuer Technologien schnell zu ergreifen, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Bei Infrastruktur geht es nicht mehr nur um Straßen, Bahnen und Flughäfen. Wir brauchen den neuesten Stand der digitalen Informations- und Kommunikationstechnologie. Forschung und Infrastruktur gehen Hand in Hand. Smarte Fabriken und smarte Baustellen sind keine Zukunftsmusik mehr. Wenn wir schnell handeln, können wir Treiber der Entwicklung sein – wenn nicht, sind wir die Getriebenen.

Für den nötigen Wandel in der Digitalisierung bedarf es zudem einer Kultur, die mutige Ideen hervorbringt und Unternehmergeist fördert. Misserfolge dürfen keine Brandmarkung nach sich ziehen, stattdessen sollten wir Risikobereitschaft würdigen. Für gute, mutige Ideen brauchen wir gut ausgebildete Menschen. Unsere Bildungssysteme sind noch nicht auf die Anforderungen der Digitalisierung eingestellt. Tablet statt Schiefertafel und mehr Begeisterung für die MINT-Fächer sind gefragt. Programmiersprachen sollten Kinder bereits in der Grundschule lernen. Lassen Sie uns junge Menschen motivieren, ihre Geschäftsideen in die Tat umzusetzen. Bürokratische Hindernisse dürfen Ideen und Geschäftsmodelle nicht im Keim ersticken. Eine lebendige Startup-Kultur schafft fruchtbaren Boden. Auch Google, Apple und Facebook haben klein angefangen.

Letztlich ist Offenheit für Neues unabdingbar. In der Automobilbranche, in der mit der Elektrifizierung des Antriebs ein weiterer großer Trend zu Veränderungen führt, gilt dies umso mehr. Bei MANN+HUMMEL haben wir uns Offenheit für Neues auf die Fahne geschrieben. Mit dem Internet of Things erreichen unsere Filtrationssysteme die nächste Stufe. Wir bringen Sensoren und Elektronik zusammen und entwickeln den smarten Filter. Dabei haben wir nicht nur die Automobilbranche im Fokus. Wir wollen das Nützliche vom Schädlichen trennen. Das gilt für die Luft, für Flüssigkeiten und vieles mehr. Gewohntes in Frage stellen, Bewährtes weiterentwickeln und vom Neuen profitieren. So stellen wir uns für die Zukunft auf.

Politische Entwicklungen haben Unternehmen immer beeinflusst. Bürokratie und Protektionismus bremsen die Wirtschaft. Aber wir werden damit umgehen. Technologische Entwicklungen bringen Chancen. Wenn wir die richtigen Dinge tun, können wir auch Bürokratie und Protektionismus entgegenwirken. Mit Schnelligkeit, Mut und Offenheit haben wir es selber in der Hand.

MANN+HUMMEL ist ein weltweit führender Experte für Filtrationslösungen mit Sitz in Ludwigsburg. Das Familienunternehmen ist Entwicklungspartner und Serienlieferant der internationalen Automobil- und Maschinenbauindustrie. Über 20.000 Mitarbeiter erwirtschafteten an weltweit mehr als 70 Standorten einen Jahresumsatz von 3,8 Milliarden Euro.